Was bedeutet es, für BNE zu sensibilisieren?
Sensibilisieren bedeutet nicht nur Informationen und Wissen zu vermitteln, sondern u.a. Wahrnehmungen zu erweitern, Dialogmöglichkeiten zu schaffen oder Handlungsbereitschaft zu fördern (vgl. Weißbach 2006). Sensibilisieren bedeutet auch, den eigenen Blick zu schärfen und sich zu fragen, warum die drängenden Probleme unserer Zeit häufig bagatellisiert und verdrängt werden oder zu Widerstand und Abwehr führen (Schrader 2022, S. 35ff.). Sensibilisieren bedeutet schließlich, Selbstreflexion anzuregen, bei der der Blick auf das eigene Handeln und dessen Folgen gerichtet wird, sowie eigene Einstellungen, Sichtweisen und Verhaltensweisen (selbst-)kritisch zu reflektieren (vgl. Jahncke 2015).
Tabelle 1 (eigene Darstellung): Was bedeutet sensibilisieren?
Baustein | Beschreibung |
| Bewusstsein schaffen | Bewusstsein für ein Thema oder eine Problemlage schärfen, z.B. die Wirkung menschlichen Handelns für den ökologischen Zustand unserer Erde |
| Informationen bereitstellen | Über Hintergründe und Zusammenhänge informieren; Verbindungen zwischen sozialen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen ziehen |
| Wahrnehmung erweitern | Im Austausch mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, aus anderen Ländern, aus anderen sozialen Milieus und verschiedenen Generationen gemeinsam neue Perspektiven eröffnen |
| Selbstreflexion anstoßen | Eigene Einstellungen, Sichtweisen und Verhaltensweisen reflektieren und ein Bewusstsein für 'blinde Flecken' entwickeln |
| Dialog und Austausch fördern | Offenen und respektvollen Dialog und Austausch fördern |
| Handlungsbereitschaft fördern | Handlungsbereitschaft steigern, indem die ökologischen, ökonomischen und sozialen Folgen von nicht-nachhaltiger Entwicklungen auf die eigene Lebenswirklichkeit erfahrbar gemacht werden |
Der Zweck von Sensibilisierung
Kommunalverwaltungen sind Schlüsselakteurinnen bei der Aufgabe, BNE in den regionalen Bildungslandschaften strukturell zu verankern. Von struktureller Verankerung wird dann gesprochen, wenn „alle Menschen in einem definierten (d.h. geografischen, administrativen oder sozialen) Raum dauerhaft Bildungsangebote im Sinne einer BNE“ (Eulenberger 2024a, S. 2) nutzen können.
Die Verwaltung für BNE zu sensibilisieren, ist ein Baustein, um dieses Ziel zu erreichen. Sensibilisierung erschöpft sich dabei nicht in der Vermittlung von Informationen – neben der Wissensebene wird gezielt die Handlungsebene in den Blick genommen (vgl. Weißbach 2006). Zugleich kann die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Fachämtern innerhalb der Verwaltung gestärkt werden (vgl. Erl et al. 2019).
Warum ist es schwer, für BNE zu sensibilisieren?
Wer sich mit BNE beschäftigt, sollte die Vielschichtigkeit des Konzeptes (vgl. Artmaier et al. 2021, S. 11) mitdenken und z.B. aktiv darauf hinwirken, dass die beteiligten Personen in der Kommune ein gemeinsames BNE-Verständnis oder Leitbild entwickeln (Firmhofer/Werner 2023, S. 21f.). Die folgende Aufzählung verdeutlicht die Komplexität des Konzepts:
Bei BNE handelt es sich:
- um ein pädagogisches Konzept, das Menschen in die Lage versetzt, nachhaltige Entwicklung aktiv und konstruktiv mitzugestalten (vgl. Artmaier et al. 2024, S. 2);
- um ein bildungspolitisches Programm, das den Aufbau von kommunalen Bildungslandschaften mit BNE-Fokus zum Ziel hat (vgl. Eulenberger 2024a, S. 2);
- um ein Konzept, das eine Vielzahl von unterschiedlichen Themengebieten aus den Bereichen Ökologie, Ökonomie, Soziales und Kultur abdeckt (vgl. Artmaier et al. 2021, S. 10f.);
- um ein Konzept, das im Sinne des Whole Institution Approach fordert, dass Nachhaltigkeit und die Prinzipien von BNE als zentrale Werte auf allen Ebenen einer Organisation verankert werden (vgl. Eulenberg 2024b, S. 4);
- um ein Konzept, das in einen wissenschaftlichen und fachpolitischen Diskurs zur kommunalen Bildungslandschaft eingebettet ist und von einem erweiterten Bildungsbegriff ausgeht, bei dem neben der formalen (Schul-)Bildung die non-formale Bildung sowie das informelle Lernen im Alltag in den Fokus rückt (vgl. Eulenberger et al. 2023, S. 17);
- um ein Konzept, dass in einem spannungsvollen Verhältnis zur nachhaltigen Entwicklung steht (vgl. Eulenberger 2024c)
Abgrenzung zur Öffentlichkeitsarbeit
Sensibilisierung und Öffentlichkeitsarbeit sind inhaltlich nicht identisch. Im Kern zielt Öffentlichkeitsarbeit darauf ab, Kommunikation effizient zu gestalten und Inhalte so auf die verschiedenen Zielgruppen zuzuschneiden, dass diese „wissen, worum es […] genau geht“ (Albrecht/Manal/Althöhn 2023, S. 95). Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit (ebd., S. 102) eignen sich dann, wenn das Konzept BNE in seinen vielschichtigen Facetten sowie BNE-Angebote und Strukturen in der Verwaltung bekannt gemacht werden sollen (ebd.).
Sensibilisierung geht darüber hinaus: Als Ziel kann formuliert werden, dass die Inhalte von BNE so vermittelt werden, dass neben der Wissensvermittlung auch Verhaltensänderungen erreicht werden: „Der Einzelne reagiert auf bestimmte Situationen anders, ruft neu erworbenes Wissen ab, sucht nach Erklärungen für Beobachtungen und Erlebnisse“ (Weißbach 2006, S. 26).
Wer andere Menschen für BNE sensibilisieren möchte, hat es mit einer kommunikativen Aufgabe zu tun, bei der es ganz im Sinne einer BNE darum geht, „den Blick auf das eigene Handeln und dessen Konsequenzen, auf eigene Einstellungen und Entscheidungen zu richten“ (Hoch/Wildemann 2022, S. 17). Damit wird auch die Doppeldeutigkeit dieser Aufgabe klar: Wer andere für BNE sensibilisieren möchte, muss sich selbst auch in den Blick nehmen. Ohne Selbstreflexion ist ein „bewusstes, individuelles Aneignen von neuem Wissen und neuen Fähigkeiten nicht möglich“ (Jahncke 2015, S. 1).
Gerade bei „heiklen [und] emotional bedeutsamen Fragen und vor dem Hintergrund langfristiger Gefahren“ neigen Menschen dazu, Probleme zu bagatellisieren, zu verdrängen oder sie zu leugnen.
Schrader 2022, S. 35ff.
Die Komplexität der Aufgabe wird dadurch gesteigert, dass sich BNE direkt auf die ökologischen, ökonomischen und sozialen Krisen unserer Zeit bezieht (z.B. Klimakrise, Verlust der Biodiversität, soziale Ungleichheit usw.). Gerade bei „heiklen [und] emotional bedeutsamen Fragen und vor dem Hintergrund langfristiger Gefahren“ (Schrader 2022, S. 35) neigen Menschen dazu, Probleme zu bagatellisieren, zu verdrängen oder sie zu leugnen (ebd., 35ff.). So kann im Bereich der Klimapolitik festgestellt werden, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum bedrohlichen Einfluss der Menschheit auf das globale Klimasystem eindeutig sind. Gleichzeitig fehlt die breite, öffentliche Unterstützung für eine ambitionierte und effektive Klimapolitik (vgl. Stoknes 2014, S. 161).
Wer andere für BNE sensibilisieren möchte, sollte sich also bewusstmachen, dass die „simple Vermittlung von genügend Fakten“ (Schrader 2022, S. 9) nicht ausreicht, um weitreichende Verhaltensänderungen zu bewirken. Im Sinne der Selbstreflexion ist es wichtig, die Fehler nicht nur bei anderen zu suchen, sondern selbstkritisch die „Mechanismen unseres Wahrnehmens und Denkens zu erkennen“ (ebd., S. 35).
Für BNE sensibilisieren: Zuhören und Erzählen
Sensibilisieren bedeutet, das abstrakte Konzept BNE konkret und zugänglich zu kommunizieren. Hierfür eignen sich besonders Geschichten als eine Form der kollektiven Wirklichkeitserzeugung und zwischenmenschlichen Verständigung (vgl. Dürbeck 2018, S. 6). Geschichten sind häufig „die beste Methode, Menschen zu erreichen und zu bewegen“ (Schrader 2022, S. 197). Um Missverständnisse zu vermeiden: Wenn im folgenden Abschnitt von Geschichten gesprochen wird, dann sind damit nicht fiktionale Erzählungen gemeint. Die handelnden Personen, Handlungsschauplätze, Konflikte und Empfehlungen müssen dabei der Wahrheit entsprechen: „Zu tricksen, um Menschen für eine gute Sache zu gewinnen, entwertet diese gute Sache“ (ebd., S. 212).
Geschichten erzählen
Geschichten ermöglichen es, komplexe und schwierige Themen verständlich zu machen (vgl. Dürbeck 2019, S. 6). Sie geben eine Antwort auf die Frage, wie man sich „angesichts der enormen Komplexität von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen, Wechselwirkungen, Rückkopplungsschleifen und nicht-intendierten Nebenwirkungen der menschlichen Aktivitäten und des dadurch ausgelösten beunruhigenden Erdsystemtrends“ (ebd., S. 7) verhalten soll.
Eine ausführliche Darstellung zum Thema Geschichten erzählen, bietet das Buch „Über Klima sprechen“ (2022, S. 195ff.) des Journalisten Christopher Schrader. Hier sind auch Tipps zu finden, wie eine wirkungsvolle Geschichte aufgebaut sein kann. Der oekom Verlag stellt das Buch als PDF kostenlos bereit. |
Eine bewährte Form, wie Geschichten erzählt werden können, sind Praxisbeispiele. Wie kann ein Praxisbeispiel aufgebaut sein, damit es zum Nachdenken anregt und die Handlungsbereitschaft fördert? Entscheidend ist, wie die Geschichte erzählt wird und welche Aspekte hervorgehoben werden. Die Beschreibung eines Projekts ist noch keine Geschichte. Folgende Merkmale können eine Orientierung bieten:
- Narrative Struktur nutzen
Geschichten haben eine nachvollziehbare zeitliche Abfolge und einen erkennbaren Spannungsbogen. Es gibt einen Ausgangzustand, eine Herausforderung oder ein Problem und es tritt eine Veränderung ein (vgl. Schra-der 2022, S. 202). - Konkrete Begebenheiten schildern
Ein Praxisbeispiel zeigt konkret, wie BNE in der Bildungslandschaft aussehen kann. Um die Geschichte zu strukturieren, kann folgende Frage helfen: Wer hat was gemacht und welche Veränderung wurde dadurch erreicht? - Widersprüche sichtbar machen
Glaubwürdig werden Geschichten dann, wenn Schwierigkeiten, Konflikte und unerwartete Folgen angesprochen werden. In einer guten Geschichte werden gleichzeitig Lösungen für die angesprochenen Herausforderungen präsentiert (ebd.). - Kontext beachten
Geschichten werden dann anschlussfähig, wenn sich die Zuhörer:innen mit den handelnden Personen identifizieren können und sich selbst in der Geschichte wiederfinden (ebd., S. 196). Idealerweise handelt das Praxisbeispiel in der eigenen Region oder einem ähnlichen institutionellen Setting.
Das Zielpublikum kennen
Um wirkungsvolle Geschichten zu erzählen, braucht es ein gutes Verständnis des Zielpublikums und seiner Vorerfahrungen mit dem Thema. Denn für viele Themen auf der kommunalpolitischen Agenda gilt, dass sie eine eigene ‚Geschichte‘ haben. Das trifft insbesondere auf das Thema Bildung zu, aber auch auf den Themenkomplex nachhaltige Entwicklung. Einzelne Themen oder Teilaspekte können deshalb vorbelastet sein und „von kommunalen Akteuren mit Vorsicht behandelt werden oder gar gänzlich gemieden werden“ (vgl. Eckart et al. 2019, S. 36). Wer für BNE sensibilisieren möchte, sollte deshalb die Vorgeschichte einzelner Themen in der Kommune kennen. Die „Vorgeschichte des Themas sowie [die] Beziehung der Akteure“ (ebd., S. 37) kann im Rahmen einer Akteursanalyse (ebd.) geklärt werden. Dafür eignen sich Interviews mit verantwortlichen Personen aus verschiedenen Fachämtern. Neben der Frage nach „Ergebnissen und Erfahrungen aus vorangegangenen […] Projekten“ (ebd.), sollte auch gezielt nach der „Arbeitsbeziehung […] zwischen den Akteuren“ (ebd.) gefragt werden.
BNE konkret machen
Eine große räumliche und zeitliche Distanz zwischen einer Handlung und deren Folgen schwächt die Bereitschaft, das eigene Verhalten anzupassen (vgl. Stoknes 2014, S. 162). Um ein Bewusstsein für die Notwendigkeit von BNE in der Kommune herzustellen, sollten „die Elemente der Erzählung so in Raum und Zeit“ (Schrader 2022, S. 202) angeordnet sein, dass das Publikum konkrete Zusammenhänge herstellen kann. Zum Beispiel kann die Frage gestellt werden, wie sich der Klimawandel vor Ort auswirkt und welche Anpassungsleistungen notwendig sind.
Alternativen aufzeigen
Menschen sind bemüht, ihr Verhalten und ihre Einstellungen in Einklang zu bringen (vgl. Stoknes 2014, S. 163). Bei Verhaltensweisen, die für das Klima oder die Artenvielfalt gefährlich sind, kann eine innere Spannung entstehen. Stehen keine alternativen, nachhaltigen Handlungsoptionen offen, dann wird stattdessen die Wahrnehmung des Problems geändert (ebd., S. 164). Deshalb können Verhaltensänderungen nur erreicht werden, wenn nachhaltige Handlungsoptionen eine realistische Alternative sind. Wer von solchen Alternativen erzählen möchte, braucht dafür nicht zwingend einen niedergeschriebenen Text. Geschichten können auch im Tun erfahren werden: „Wenn ich etwas tue, [dann] verstehe ich“ (Schrader 2022, S. 239).
Offene Gesprächskultur etablieren
Eine offene Gesprächskultur ist das Gegenteil einer problem-zentrierten Sichtweise, bei der Fehler eher „an über- oder untergeordneter Stelle gesucht und gefunden“ (Schülken/Thiel 2006, S. 37) werden. Eine interne Kultur, die auf das „Erkennen und Aufdecken von Defiziten und Fehlern“ (ebd.) ausgerichtet ist, hemmt sowohl die einzelne Person, als auch die gesamte Organisation. Auf der Ebene der Organisation ist die Entwicklung einer konstruktiven Gesprächskultur ein „beschwerlicher Weg“ (ebd., S. 43). Einfacher ist es, eine offene Gesprächskultur in temporären Räumen auszuprobieren und positive Impulse aus solchen Formaten mitzunehmen.

Praktische Beispiele aus den Modellkommunen
Für BNE sensibilisieren bedeutet, anderen das Konzept BNE so lebensnah wie möglich zu vermitteln. Dabei helfen viele verschiedene Projekte, einzelne Aspekte von BNE darzustellen. In Abbildung 1 sind Beispiele aus der kommunalen Praxis aufgeführt, die zeigen, wie vielfältig Sensibilisierung sein kann.
Halle: klimafit
Wie kann ein individueller Beitrag zum Klimaschutz aussehen? Welche Handlungsmöglichkeiten gibt es „im Kleinen“? Um solche Fragen zu beantworten, haben der WWF Deutschland, die Universität Hamburg und der Helmholtz-Forschungsverbund Regionale Klimaänderungen und Mensch (REKLIM) das Programm klimafit entwickelt.
Das Kommunale Bildungsmanagement der Stadt Halle hat in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule die Inhalte des Programms gezielt auf die Bedürfnisse der Verwaltung angepasst. So ist es gelungen, das Thema Klimaschutz in die Verwaltung zu tragen und wichtige Multiplikator:innen zu gewinnen.
Die Lehr- und Lernmaterialien des klimafit-Kurses stehen zur Weiternutzung online zur Verfügung: https://www.reklim.de/klimafit-materialien/

Kassel: Barcamp "Nachhaltigkeit"
Wie können wir ein Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit in der Verwaltung schaffen? Diese Frage stellten sich die Mitarbeitenden im Amt für Schule und Bildung der Stadt Kassel und entwickelten die Idee eines BNE-Barcamps zum Thema ‚Nachhaltigkeit in der Stadtverwaltung‘. Die Besonderheit der Methode liegt in ihrer Offenheit für die Anliegen der Teilnehmenden: Nur das Oberthema Nachhaltigkeit war vorgegeben, die Themenfindung selber fand erst am Tag der Veranstaltung im Plenum statt. Jede Person hatte die Möglichkeit, eigene Anliegen oder Ideen vorzustellen. Aus diesem Themenpool wählten die Teilnehmenden diejenigen aus, die sie in der anschließenden Arbeitsphase in Kleingruppen diskutieren wollten.
Ein Vorteil der Methode ist, dass das Programm spontan von den Teilnehmenden am Tag der Veranstaltung erstellt wird. So wird durch das Format nicht nur der Austausch von Wissen und Erfahrung gefördert, sondern auch Raum für neue und unbekannte Perspektiven geschaffen.
Weiterführende Informationen zur Methodik sowie Erfahrungsberichte aus Erfurt und Kiel sind abrufbar unter: https://www.bne-kompetenzzentrum.de/de/bne-barcamps-der-kommunalen-praxis
Reutlingen: Klimafreundlicher Mittagstisch
Konferenzen, Workshops oder Netzwerktreffen sind sehr gut geeignet, um einen Austausch zu ermöglichen. Der planerische, organisatorische und finanzielle Aufwand solcher Formate sollte dabei aber nicht unterschätzt werden. Der klimafreundliche Mittagstisch in Reutlingen hingegen ist ein niedrigschwelliges Angebot, das sich gut in den Arbeitsalltag integrieren lässt. Einmal im Monat treffen sich interessierte Personen zum vegetarischen/veganen Mittagessen in einem lokalen Restaurant. In lockerer Atmosphäre lassen sich so Kontakte knüpfen und Ideen zum Klimaschutz austauschen. Der organisatorische Aufwand ist überschaubar: Es braucht lediglich eine Erinnerung an den Termin per E-Mail.

Trier: BNE-Rundlauf
Was wissen wir eigentlich von der Arbeit der anderen Personen in unserem Netzwerk? In welchen Räumlichkeiten arbeiten sie? Wer sind ihre Teammitglieder und Kolleginnen und Kollegen? Was sind ihre Arbeitsinhalte? Diese Fragen stellten sich die Menschen des BNE-Netzwerks in Trier. Um einen Einblick 'hinter die Kulissen' zu bekommen, wurde der BNE-Rundlauf initiiert. Für einen 'Rundlauf-Termin' lädt eine Person aus dem BNE-Netzwerk zu sich in die Räumlichkeiten der Organisation/Institution ein. Der Rahmen der Veranstaltung, die in der Regel nachmittags stattfindet, ist zwanglos. Die einladende Organisation stellt sich und ihre Arbeit im Kontext BNE kurz vor. Dann folgt ein Rundgang durch die Räumlichkeiten und eine Vorstellung der Teammitglieder. Im Anschluss gibt es Getränke und kleine Snacks, jedoch keine feste Agenda. Der persönliche Austausch an wechselnden Orten fördert eine gemeinsame Basis, um den Stellenwert von BNE im Arbeitsalltag zu erhöhen.
Fazit
Für BNE zu sensibilisieren bedeutet mehr, als Informationen zu vermitteln. Es geht darum, Wahrnehmung zu verändern, Selbstreflexion zu fördern und Handlungsbereitschaft zu stärken. In der kommunalen Verwaltung eröffnet Sensibilisierung den Raum für Dialog, Zusammenarbeit und die Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses von nachhaltiger Entwicklung. Geschichten und Praxisbeispiele helfen dabei, abstrakte Konzepte greifbar zu machen und emotionale wie kognitive Zugänge zu schaffen.
Besonders wirksam ist Sensibilisierung dann, wenn sie an konkrete lokale Erfahrungen anknüpft, alternative Handlungsoptionen sichtbar macht und eine offene Gesprächskultur fördert. Praxisbeispiele können dabei als narrative Brücke fungieren: Sie verbinden Fakten mit Erfahrungen, Strukturen mit Akteur:innen und Vergangenheit mit Zukunft. Wer für BNE sensibilisieren will, kann nicht nur selbst erzählen, sondern auch zuhören, und dabei selbstkritisch die eigene Haltung reflektieren.
Literatur
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Artmaier, Lisa/Biller, Korbinian/Firmhofer, Angela/ Gebauer, Ronald/Rink Dieter (2021): BNE-Definition: Herleitung und Einordnung. In: BNE-Kompetenzzentrum (Hrsg.): Strukturelle Verankerung von Bildung für nachhaltige Entwicklung in kommunale Bildungslandschaften. Leipzig: UFZ Discussion Papers, 07/2021, S. 9-14.
Artmaier, Lisa/Firmhofer, Angela/Schmid, Marco (2024): Was ist Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)? München: Deutsches Jugendinstitut e.V.
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Eckart, Jochen/Häußler, Elke/Erl, Thorsten/Gonser, Monika/Riel, Jan (2019): Kommunale Akteure verstehen: Vorgeschichte der Arbeit in Kommunen beachten. In: Rico Defila und Antonietta Di Gulio (Hrsg.). Transdisziplinär und transformativ forschen, Band 2. Eine Methodensammlung. Wiesbaden: Springer VS, S. 33-38.
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Eulenberger, Jörg/Rink, Dieter/ Schmidt, Marco/ Schütze, Lea (2023): Um was geht es? Grundbegriffe kurz erklärt. In: Autorengruppe BNE-Kompetenzzentrum (2023): Praxishandbuch. Bildung für nachhaltige Entwicklung in Kommunen gestalten. München., S.10-19.
Eulenberger, Jörg (2024a): Was charakterisiert eine strukturelle Verankerung von BNE in Kommunen? München: Deutsches Jugendinstitut e.V.
Eulenberger, Jörg (2024b): Was ist der Whole Institution Approach? München: Deutsches Jugendinstitut e.V.
Eulenberger, Jörg (2024c): Welche Zusammenhänge gibt es zwischen nachhaltiger Entwicklung und Bildung für nachhaltige Entwicklung? München: Deutsches Jugendinstitut e.V.
Firmhofer, Angela/Werner, Judith (2023): Strategie und Ziele. Wie können BNE-Ziele formuliert und verfolgt werden? In: Autorengruppe BNE-Kompetenzzentrum (2023): Praxishandbuch. Bildung für nachhaltige Entwicklung in Kommunen gestalten. München, S. 20-36.
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Jahncke, Heike (2015): Das Portfoliokonzept als Methode zur Beförderung von Selbstreflexionsprozessen von angehenden Lehrerinnen und Lehrern. In: bwp@ Nr. 28.
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Schülken, Theo/Thiel, Christel (2006): Gesprächskultur: Offen für Fehler und Konflikte. In: Annette Baranowski (et al). Interkulturelle Kompetenzentwicklung Sensibilisieren, Wissen vertiefen, Verhalten ändern. Berlin: Arbeitsgemeinschaft Betriebliche Weiterbildungsforschung e. V., S 37-43.
Stoknes, Per Espen (2014): Rethinking climate communications and the "psychological climat paradox". In: Energy Reserach & Social Science, S. 161-170
Weißbach, Barbara (2006): Interkulturelle Kompetenzen definieren, messen und entwickeln. In: Annette Baranowski (et al). Interkulturelle Kompetenzentwicklung Sensibilisieren, Wissen vertiefen, Verhalten ändern. Berlin: Arbeitsgemeinschaft Betriebliche Weiterbildungsforschung e. V., S. 15-29.


